Eigentlich wollten Raimund Deiniger und Regula Stämpfli über das vergangene Jahr und die Performance von ARTCARE sprechen, doch wie es so ist: laStaempfli mäanderte und Raimund parierte: Wir üben uns im denkenden Sprechen oder sprechenden Denken.
Zunächst zu den Auctions, allgemeines zu ARTCARE:
Artcare Kunsthandels und Archivierungs Plattform für Junge und zeitgenössische Kunst
Artcare kommt aus der Erfassung und digitalen Archivierung von Kunstwerken. Im Jahr 2019 hat die Artcare-Gruppe einen etablierten Standort für zeitgenössische Kunst übernommen, wo seit über 20 Jahren die Förderung zeitgenössischer und junger Kunst großgeschrieben wird. Auf über 400m² Showroom, Ateliers sowie Lager und Werkstätten gibt es alles für Sammler*innen wie auch für Künstler*innen. Für Unternehmen gibt es die Möglichkeit Kunst zu mieten und Büros und Geschäftsräumlichkeiten repräsentativ auszustatten.
Artcare übernimmt: Beratung, Auswahl, Austausch von Werken, Versicherung, Lieferung, Rahmung und Hängung.
Da Raimund wegen Regula Steckenpferd, den Verlust der Welt nicht mehr dazu kam, hier die Zahlen und Fakten zum Standort Artcare & Wien:
Künstler*innen online: 761
Werke online: 1.839
Historisch verkaufte Werke: über 2.200
Werke erfasst und archiviert: 6.673
Best performing artists: Amoako Boafo, Alex Ruthner, Christian Eisenberger, Alex Kiessling, Chris Rosa, Clemens Wolf, Markus Bacher.
Hier Florine Imo – die an der Most Wanted Female Art Auction auch teilnahm und über artcare.at zu kaufen ist. So hiess die Auktion, die von laStaempfli mitkuratiert wurde. Die lange Tradition feministischer Kunst in Wien wird fortgeführt.
NFT – KUNST & digitaler Goldrausch
Raimund Deininger und Regula Stämpfli versinken dann wieder in der Krypto-Kunst oder, wie Philipp Meier in der NZZ vom 21. Mai 2021 sagt: „Die Kryptomanie hat die Kunst erfasst“. laStaempfli sieht enorm viele Probleme, Raimund Deininger sieht viele Chancen. Reinhören macht Spass.
Hier der Ausschnitt von Philipp Meiers exzellenten Artikel zur „Kryptomanie“ in der Kunst vonm 21. Mai 2022. laStaempfli hat die Abschnitte copy-paste – ganz im Sinne von Philipp Meier, dessen Plädoyer für Kryptowährungen wie Bitcoins sowie „total digital Laissez-Faire“ bekannt ist.
„Ein Krypto-Kunstwerk ist ganz einfach eine Datei zum Beispiel einer künstlerischen Darstellung in digitaler Form. Diese potenziell beliebig reproduzierbare Datei wird durch die Technik der NFT-Zertifizierung in ein «Original» verwandelt. Was die Kunstsammlerin von Krypto-Kunst oder eben auch NFT-Kunst für ihr Geld (in Gestalt von Kryptowährung) erhält, ist ein Non-Fungible Token (NFT). Oder zu Deutsch: eine nicht austauschbare Wertmarke, also ein Vermögenswert in digitaler Form, der in einer Blockchain, einer fälschungssicheren Liste von Datensätzen, gespeichert wird. Natürlich kann die Datei eines digitalen Bildes oder Videos im Internet weiterhin beliebig vervielfältigt und heruntergeladen werden. Das ist aber im Grunde auch der Fall mit konventionellen Kunstwerken wie etwa Munchs «Schrei» oder der Nike von Samothrake, von welchen tausendfach Abbilder im Internet herumschwirren. Von diesen Kunstwerken befindet sich das Original allerdings nur an einem Ort, nämlich im Munch-Museum in Oslo beziehungsweise im Pariser Louvre. Und im Fall von NFT-Kunst besitzt eben nur eine Person das Eigentumsrecht, abgesichert durch die Blockchain-Technologie.
Mit Krypto- oder NFT-Kunst kann also spekuliert werden wie mit physischen Kunstwerken auch, solange es einen Markt dafür gibt. Und diesen gibt es mittlerweile. Denn auch dies ist mit dem traditionellen Kunstmarkt zu vergleichen: Wo es eine Geldschwemme gibt, boomt das Geschäft mit der Kunst. Im Paralleluniversum der Kryptowährungen beläuft sich deren Gesamtwert gegenwärtig auf gewaltige 2,5 Billionen Dollar. Vor der Pandemie waren es noch 300 Milliarden. Nicht verwunderlich, tobt sich die Kryptomanie mittlerweile auch in den Gefilden der digitalen Kunst aus. So wurden im Januar für rund 1 Million Dollar zwei reduzierte, schwarz-weisse digitale Zeichnungen von Justin Roiland, dem Schöpfer der Comicserie «Rick and Morty», verkauft. Rund 6 Millionen Dollar wurden für einen zehnteiligen Kunstzyklus bezahlt, bestehend aus Videos, Bildern und Musik, als NFT von der kanadischen Musikerin Grimes Anfang März auf den Markt gebracht. Das bis anhin zweitteuerste Krypto-Kunstwerk stammt vom US-Startup-Unternehmer Dylan Field und wurde für 4200 Ether gehandelt, was rund 7 Millionen Dollar entspricht.
In der NFT-Kunstszene tummeln sich bereits so namhafte Vertreter der klassischen Kunstszene wie etwa Damien Hirst. Und sind solche auch auf dem NFT-Kunstmarkt präsent, steigert dies dessen Glaubwürdigkeit und Attraktivität auch für konventionelle oder traditionelle Kunstsammler. So dürften sich die beiden Sphären wohl bald einmal überlappen oder gar vermischen. Leicht denkbar, dass die Website der Art Basel in Zukunft zu jeder physischen Ausgabe einer Messe auch einen Link aufschaltet, wo Krypto-Kunst oder eben NFT-Kunst angeboten wird.
Sogar so etwas wie ein Tweet, abgesetzt vom Twitter-Gründer Jack Dorsey, kann für 2,7 Millionen Dollar verkauft werden. Man muss da natürlich schon einer wie Dorsey sein. Der Mitbegründer und CEO von Twitter bot auch nicht irgendeinen Tweet, sondern seinen allerersten auf dem Krypto-Markt an. Er lautete: «
Der Käufer hat sich daran das Eigentumsrecht erkauft. Und der Wert von Dorseys Tweet besteht auch darin, bei einem Weiterverkauf möglicherweise noch mehr einzubringen. Wie jeder andere Kunstsammler auch, hat der Käufer sein Geld investiert in der Hoffnung, dass das Werk eines Tages an Wert zunehmen wird. Auch NFT-Kunstwerke sind spekulative Objekte. Und die Hoffnung stirbt auch hier zuletzt.
Darin gleicht ein NFT-Kunstwerk einem kostbaren Gemälde wie etwa Monets neulich für 70 Millionen Dollar versteigertem Seerosenbild, das 2004 noch 16,8 Millionen wert war. Nun könnte man natürlich auch eine Kopie von Monets Seerosen kaufen wollen – für ein paar wenige Dollar. Ein Druck auf Karton ist allerdings nicht ganz dasselbe wie das Original in Öl. Und so ist es eben auch mit Krypto-Kunst: Bei einem digitalen Video besteht zwar zwischen «Original» und Kopie kein wahrnehmbarer Unterschied. Die entscheidende Differenz besteht aber sozusagen im Kick, das «Original» zu besitzen. Und dies ist wiederum interessant für alle Computer-Künstler, die ihre Schöpfungen auch gerne zu Geld machen wollen. Als NFT-Kunstwerk kann eine solche Kreation nun gehandelt werden. Überdies profitiert eine NFT-Künstlerin jedes Mal, wenn ihr Werk weiterverkauft wird. Sie erhält dann einen Prozentsatz des neuen Preises. Das ist ein Mehrwert gegenüber dem Markt mit physischen Kunstwerken, der zu diesem Zweck das Folgerecht benötigt, das lange nicht überall auf der Welt in Kraft ist.“