On Stage – Kunst als Bühne ist wirklich klug kuratiert und widmet sich den Formen und Rollenspiel der Nachkriegskunst. Raimund Deininger und Regula Stämpfli reden darüber, wie die traditionskritische Neoavantgarde leider im Jahr 2023 NICHT MEHR FUNKTIONIERT. Nicht zuletzt, weil die damaligen Jungen heute die alten Männer sind, die immer noch meinen, Avantgarde sei mit Antiamerikanismus gleichzusetzen.
Raimund Deininger und Regula Stämpfli finden in diesem Gespräch mögliche Auswege in die Zukunft: SPIRITUALITÄT, WAKING UP – THE TRANSFORMED CENTURY. Und ganz pragmatisch, politisch: AMTSZEITSBESCHRÄNKUNG – inklusive endlich wieder mehr Qualitätsmedien.
In der Ausstellung werden krasse aktionistische Kunstformen gezeigt. Meist waren die Aktionen – oft vor versammeltem Publikum – brutale Gewaltorigen, entweder gegen die Künstlerin selbst oder die Kirche. Das Freischwimmen der nationalsozialistischen Vergangenheit der Künstler:innen war bestimmt durch Anti-Ästhetik. Dazu zählte die von Hermann Nitsch praktizierte Aufführungsform des Orgien Mysterien Theaters sowie wie die Auftritte der Wiener Gruppe, deren literarisches Cabaret in der Tradition des dadaistischen Theaters steht, oder die Fluxus-Bewegung mit ihrem medialen Crossover. „Diesen männerdominierten Kunstrichtungen gegenüber etablierte sich eine feministische Szene, in der die Auswirkungen patriarchaler gesellschaftlicher Hierarchien auf geschlechtliche Rollenbilder dargestellt und kritisch hinterfragt wurden, wie z. B. bei Geta Brătescu, VALIE EXPORT, Sanja Iveković oder Gina Pane. Sie bilden die historische Basis für eine Kunst der Auftritte und Rollenspiele, die bis in die Gegenwart fortdauert.
Die Ausstellung ON STAGE – Kunst als Bühne zeigt ca. 150 Werke und Werkserien, die vorwiegend aus der mumok Sammlung stammen.“
Raimund Deininger & Regula Stämpfli in der Ausstellung „On Stage“ – Kunst als Bühne. Ein Gespräch über Aktionist:innen & den nietzscheanischen Charakter der Postmoderne.
Wie meinte noch Hannah Arendt? „Kultur und Politik (…) gehören zusammen, denn es geht nicht um Wissen oder Wahrheit. Es geht vielmehr um das Urteilen und die Entscheidfindung, um den vernünftigen Meinungsaustausch über die Sphäre des öffentlichen Lebens und der gemeinsamen Welt, und die Entscheidung, welche Vorgehensweise zu treffen ist, liegt darin, wie diese von nun an aussehen soll und welche Art von Dingen darin erscheinen sollen.“ (Aus den „Lectures on Kant’s Political Philosophy, Übersetzung von Dr. Regula Stämpfli #HannahArendtLectures HSG)